Dienstag, 28. Mai 2013

Meine Gedichte


 
Das stille Tier

Das stille Tier zwischen Ja und Nein ist mir wohlvertraut
Rabenschwarzes Gefieder streichelt meinen blauen Mund
Wenn ich spreche wird meine Zunge taub wie Schnee
Und Unwiederbringlichkeiten zermartern meinen Willen




Fehl

Mein Fehl gleicht tätowierter Haut
Für alle Zeit gezeichnet
Klagen gebären wilde Bienen
Die in meine Augen stechen




Gerede

Närrisches Gerede aus blutenden Mündern
Täuscht mein Bewusstsein
Meine Schreie verstummen
Die Wirklichkeit hat mich verraten





Hinderung

Die Bläue des Abends schwelgt
Ich habe Prügel eingesteckt
Pläne segeln durch meinen Kopf
Bin ich hier der Protagonist ?

Zweifel senken sich in mein Hirn
Langsam träufelt Gift
Der Tod windet sich
Und mein Traum erlischt





Kiesel

Mein Sprechen scheint wie eingewurzelt.
Die Worte fallen in dunkle Tiefen.
Niemand kann mich hören.
Ich spucke runde Kiesel aus





Saumselig

Die Kühnheit ließ auf sich warten
Das Meiste zerrann in einem Fluss
Es zerbarsten die Ziele
Die Ströme kehrten sich um





Schwarze Vögel

Aus den stumpfen Spiegeln flattern schwarze Vögel
Ich schäme mich für meinen Tod
Die Zeit versenkt sich in sich selbst
Die Musik spielt ohne Ton





Asperger

Allerfrühste Kindheit
Was fehlt ? Die Ärzte wüssten es gerne.
Verzögerungen, Einschränkungen
Praxisferne und Menschenunverstand
Schau mich nicht so an, so starr.

Wo ist die Bedeutungsfülle ?
Viel zu nah am andern Menschen
Und diese Sprache, so altklug
Und dieses endlose Verharren.

Wenig Wechselseitigkeit
Wo bleibt die Einfühlung ?
Stattdessen: Zwanghaft und rigide
Und auf alle Fälle lebenslänglich




 
Sapere aude

Meiner Angst habe ich mit Kühnheit getrotzt
Nichts kann mich mehr erschrecken.
Die Dunkelheit weicht der grellen Helle
Das Schlottern dem mutigen Wagnis

Ich trau' mich endlich laut zu sprechen
Die Worte fließen kühn aus meinem Mund
Kommt nur her, ihr feigen Hunde
Mein Verstand zeigt sich Euch mit Bravour


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